3. Etappe

54,5 km, 1.900 HM, 4:47 Fahrtzeit, ø 11,39.

Lucas musste leider abbrechen. Seit Beginn der Tour plagt er sich mit einer Krankheit, die leider nicht mehr besser wurde. Heute morgen stand dann der Entschluss fest abzubrechen. Die Enttäuschung ist bei ihm groß und auch ich finde es sehr schade. Von nun an musste ich ich mich leider alleine weiter durch die Alpen gen Süden durchkämpfen.

Die Weidener Hütte ist die komfortabelste auf der ich je übernachtet habe. Wir erhielten ein Zimmer zum Preis eines Matratzenlagers. Für 12,50 € p.P./Nacht für ein AV-Mitglied wirklich ein Schnäppchen! Dazu war das Essen spitzenmäßig! Ich bestellte Hirschragout mit Spätzle und Rotkohl und bekam eine reichliche Portion. Der restliche Aufstieg von 500 Höhenmetern zum Geiseljoch war mit vollem Energiespeicher ein Klacks. Der Blick zurück zum Karwendel, dessen blau schimmernde Steilwände aus den Wolken ragten, war am frühen Morgen sehr schön anzuschauen. Bereits um kurz nach 8 stand ich oben auf dem Joch und frühstückte. Es war sehr kalt oben und ich zog lange Schutzkleidung für die kommende Abfahrt an. Die Aussicht auf den Olperer und die Hintertuxer Gletscher waren traumhaft! Ebenso traumhaft war die endlos lange und schöne Abfahrt nach Vorderlanersbach. Dort merkte ich jedoch das ich etwas vergessen habe: Kettenöl, Kabelbinder und Sonnencreme befinden sich noch in Lucas Rucksack. Ich habe vergessen Lucas zu beten mir diese Dinge zu übergeben. Im örtlichen Sportgeschäft im Tal gab es auch kein Kettenöl zu kaufen. In dem Moment war die Kette jedoch noch reichlich mit Kuhdung von der Abfahrt geschmiert…

Von Vorderlanersbach ging es hinunter nach Finkenberg. Bei der Abfahrt kamen mir viele auffahrende Biker entgegen. Ein Alzeyer Biker auf seiner Tagestour über das Geiseljoch hatte auch kein Öl für mich. Die Auffahrt zum Pfitscher Joch erfolgte erst über Straße mit vielen Tunneln. An der Mautstelle bog ich in den Wald ein und schraubte mich weiter über Forstwege nach oben. Teilstücke fuhr ich mit einem norddeutschen Biker, der jedoch auf der Hälfte abbog. Später ging es dann wieder auf die Straße und durch einige weitere Tunnel zum Schlegeisspeicher. Dort genossen neben einigen Bikern noch hunderte Touristen die mit Bussen und Autos hochfuhren die Aussicht auf die Bergwelt der Zentralalpen mit den vielen Gletschern und 3.000ern der Tuxer und Zillertaler Alpen. Dann kam der große Hammer: Der Weg zum Pfitscher-Joch-Haus war nicht fahrbar. Über 300 der 500 verbleibenden Höhenmeter mussten geschoben bzw. getragen werden.

Kurz vor der Hütte durchfuhr ich die Grenze: Bella Italia! Auf der Hütte bekam ich dann ein schönes Zimmer, leckeren Kuchen, eine Dusche, und geliehenes Kettenöl 🙂 Das Panorama hielt nicht mehr lange: 2 Stunden nach Ankunft zogen Sturm und Regen auf und die Bergriesen verschwanden im Nebel… Immerhin bin ich wieder trocken angekommen, ganz im Gegensatz zu den Bikern die erst am frühen Abend durchnass die Hütte erreichten. Mit trockener Kleidung, frisch geduscht und mit reichlich Bier und Kuchen gestärkt musste ich ein wenig schmunzeln wie nass und durchgefroren andere hier oben ankamen.