77,0 km, 2.500 HM, 6:31 Fahrtzeit, ø 11,82.
Die Nacht auf der Hütte war kalt. Die Heizung war zu kurz und die Decke war aus, oder umgekehrt. Das Frühstück war sehr üppig, den Bauch habe ich mir bis zum Anschlag vollgehauen und die beiden restlichen Brote habe ich mir in die Tasche gesteckt. Raus in die Kälte und rauf auf den Bock. Halt, der hintere Reifen war schon wieder halb platt. Seit zwei Tagen fahre ich mit einem schleichenden Plattfuß durch die Gegend. Also wieder etwas Luft reinpumpen und weiterfahren. Doch diesmal hielt die Luft nicht lange: Nach wenigen Kilometern habe ich wieder zu wenig Luft. Also hieß es flicken. Ein Loch konnte ich im Schlauch nicht entdecken. So pumpte ich den ausgebauten Schlauch auf, und noch bevor ich das Löchlein finden konnte, platzte der Schlauch in meinen Händen. Ersatz war im Rucksack und die Fahrt ging weiter.
Der Aufstieg zum Jakobsstöckel/Astjoch (2.100m) war steiler und härter als erwartet. Es waren noch einige Schiebe-Passagen zu meistern. Vor St. Vigil waren mehr Höhenmeter zu meistern als gedacht. Nach der langen Abfahrt auf einem Forstweg kaufte ich im Tal noch Verpflegung ein und musste einen neuen Ersatzschlauch besorgen. Der erste Bikeladen hatte keinen Schlauch mehr und der zweite hatte nur noch einen einzigen Schlauch, zum Glück mit richtiger Größe und richtigem Ventil. Zwei Bikeläden mit einem einzigen vorrätigen Schlauch… Wo gibts denn sowas? Ist ja wie im Kommunismus! Nachdem alles erledigt war traf ich wieder auf die beiden Andys. Die letzte Etappenerlebnisse wurden ausgetauscht und die Uhr tickte munter weiter… Irgendwann stellte ich fest das es sehr sehr knapp werden würde die geplante Seilbahnfahrt in Arraba zu erreichen…
Also hieß es Gas geben. Ich trennte mich von den Beiden und flog dem Limojoch entgegen. Die Fanesalm war schnell erreicht und der erste italienische Geocache am Joch schnell gefunden. Auf der Faneshochebene war die Hölle los: Die Italiener haben alle Ferien und man konnte kaum zwei Meter fahren da stand auch schon wieder eine italienische Großfamilie im Weg 🙂 Die Hochebene war traumhaft schön und die Abfahrt soweit man von einer „Fahrt“ sprechen kann war grauenvoll. 300 Höhenmeter das Rad den Berg runtertragen kosten Kraft und vor allem Zeit! Der Pralongiapass musste somit auch mit ordentlich Tempo genommen werden. Leichter gesagt als getan, es hatte wieder einige steile Rampen zu bewältigen. Zu allem Unglück zogen auch noch dunkle Wolken auf! Aber auch dieser Pass war schnell geschafft und die Abfahrt mit einigen Gegenanstiegen auf dem Jägersteig mit ital. Großfamilien war auch kein Problem bevor es in rasanter Schussfahrt auf Straße nach Arraba ging. Mit der Seilbahn ging es für 8 € kraftschonend von 1.600m auf 2.500m zur Porta Vescovo. Es wird überall empfohlen hier die Seilbahn zu nehmen. Der Weg ist viel zu steil zum fahren. Wie ich später erfuhr, versuchten es die Andys, brachen aber wohl nach wenigen hundert Metern ab und nahmen dann letztendlich auch die Seilbahn.
Oben angekommen ging es über den spektakulären Bindelweg mit Gletscherblick zur Marmolata zur Bindelweghütte (Rifugio Viel del Pan) auf einer Höhe von etwa 2.400m. Dort lag ich mit einem kauzigen Münchner, der nicht viel für die Berge übrig hatte, in einem Zimmer. Die beiden Österreicher die auf Dolomitentour waren, waren dagegen sehr nett und erkannten ehrfurchtsvoll an, dass selbst Österreicher Berge nicht mit solch tollen Bergen mithalten können. Der Abend klang mit ital. Rotwein gemütlich aus.