3. Tag, Neue Heilbronner Hütte – Sesvenna Hütte
81 km, 7:04 Stunden, Durchschnitt 11,5 km/h, 2.550 Höhenmeter
Das Wetter war am morgen immer noch nicht besser. Nebel und Dunst lagen sowohl in den Bergen als auch in den Tälern. Nachdem wir aufgestanden sind, gingen wir in den Trockenraum um zu schauen ob unsere vom Vortag nassen Sachen über Nacht getrocknet sind. Im Vergleich zur Freiburger Hütte funktionierte der Trockenraum diesmal sehr gut. Lediglich unsere Schuhe waren noch ein wenig feucht. Das Außenthermometer zeigte nur noch 1 Grad an, als wir nach dem Frühstück losfuhren, das Barometer ist jedoch im Vergleich zum Vorabend leicht gestiegen. Nach einer langen Abfahrt auf einem Forstweg erreichten wir den Kops-Stausee. Die alternativ fahrbaren Trails haben wir aufgund des feuchten Untergrundes und der langen Tagesetappe links liegen gelassen. Nachdem wir entgegen des GPS Tracks den Weg südlich des Stausees wählten und dabei einen kleinen Umweg machten, fuhren wir vom Zeinisjoch hinab nach Galtür.
Im Dorf sind überall die Verbauungen für den Lawinenschutz zu sehen, nachdem sich dort im Jahre 1999 das tragische Lawinenunglück mit 31 Toten ereignete. Wir rollten das Paznauntal weiter talabwärts und erreichten den bekannten Skiort „Ischgl“ (1.376 m). Dort deckten wir uns mit Proviant für die heutige Königsetappe ein. Durch das Fimbatal fuhren wir steil bergan zur Heidelberger Hütte (2.264 m), die kurz hinter der österreichisch-schweizerischen Grenze auf Schweizer Boden steht.
Bis zur Hütte hinauf war alles sehr gut fahrbar. Von der eindrucksvollen Bergwelt der Silvrettagruppe haben wir jedoch nichts gesehen, denn der Nebel machte keine Anstalten sich aufzulösen. In der Hütte stärkten wir uns bei Suppe und Topfenstrudel um die anstehenden restlichen Höhenmeter zum Fimbapass (2.608 m) in Angriff zu nehmen. Am Nachbartisch saß ein älteres Ehepaar welches durchgefroren auf E-Bikes die Hütte erreichte. Die Passage von der Hütte zum Pass ist, abgesehen von einigen kurzen Teilstücken, nur schiebend bzw. tragend zu bewältigen. Der Lohn der Mühe war Nebel und Kälte…
Wir zogen uns schnell warme Sachen über und stürzten uns ins Abfahrtsvergnügen. Nach einigen Metern auf der Südseite löste sich der Nebel tatsächlich ein wenig auf, so dass wir doch noch einige Berge zu Gesicht bekamen. Der Trail hinab ins Tal war einfach genial. Durch ein wildes Hochtal führte der schmahle Trail durch eine beeindruckende Bergwelt. Der Trail mündete schließlich in einen Forstweg und es wurde Richtung Tal langsam wärmer und wärmer. Die ersten Schmetterlinge bekamen wir zu Gesicht und die Landschaft „fühlte“ sich schon irgendwie südlicher an als die jenseits des Passes. In Sur En (1.124 m) im Inntal gönnten wir uns eine kurze Rast und tranken zwei alkoholfreie Weizen für zusammen 12 Euro. Schweizer Preisniveau.
Gestärkt fuhren wir in das Val d´Uina. Ich hatte große Vorfreude auf das Tal, welches eines der Highlights der Tour sein sollte. Meine Erwartungen wurden aber noch übertroffen. Sehr steil stieg der Weg das Tal hinauf. Die Hänge wurden langsam immer steiler, und der Weg immer steiler und ausgesetzter. Höhepunkt ist die Schluchtengallerie, ein schmahler drathseilgesicherter Steig mit Tunnel, und neben uns ein tiefer Abgrund mit einem tosenden Bach weit unterhalb. Mit meiner Höhenangst hatte ich gehörigen Respekt vor der Schlucht, aber der Weg war immer gut zu bewältigen. Das Tal zog sich etwas und nachdem die Schlucht passiert war, erkämpften wir uns die letzten sehr anstrengenden Meter zum Schlinigpass (2.298m) mit der Sesvennahütte (2.256 m).
Total abgekämpft erreichten wir die Hütte und wurden ersteinmal von den Hüttenwirten belehrt, dass wir doch bitte das nächste mal telefonisch vorreservieren möchten. Wir hatten Glück und haben uns zwei der letzten drei schönen Notlagerplätze unter dem Dach „ergattert“. Wir legten unsere Rucksäcke ab und uns wurde sogleich mitgeteilt, dass es gleich Essen gäbe. Nach einer kurzen Katzenwäsche schrien schon die Jugendlichen die auf einem Klassenausflug auf der Hütte waren im Haus herum, dass das Essen fertig sei. Kaum haben wir in der übervollen Gaststube Platz genommen hatten wir auch schon als Vorspeise einen Teller mit einem „klosähnlichen“ Gericht übergossen mit geschmolzener Butter vor uns auf dem Tisch. An diesem Abend hätte man uns aber auch alles vorsetzen können – wir hätten es gegessen. Nachdem das Salatbuffet geplündert wurde gab es Pasta mit Pesto als Hauptspeise. Als Nachtisch gab es Birnen mit Schokoüberguss. Neben uns am Tisch saßen drei nette Biker, mit denen wir uns gemeinsam die Schlucht hinauf gequält haben.
Der Abend klang mit netten Gesprächen mit den anderen Bikern bei symphatischer Hüttenathmosphäre aus.