5. Etappe

5. Tag, Trafoi – St. Caterina de Valfurva
51 km, 3:45 Stunden, Durchschnitt 13,6 km/h, 1.800 Höhenmeter

Höhenprofil

Am morgen plünderten wir das große Frühstücksbuffet und liessen uns noch jeweils ein Lunchpaket für den langen Aufstieg zum Stilfserjoch mitgeben. Jedoch ging es Daniel heute nicht sehr gut. Wir überlegten die Alternativen und er meinte es noch einmal probieren zu wollen. Auf der Straße zum Stilfserjoch ging es ihm dann wieder besser und wir konnten zügig hochfahren. Von den 48 zu bewältigenden Kehren mussten wir „nur“ 46 fahren, da wir ja bereits in Trafoi „einstiegen“.

Einige wenige Rennradfahrer überholten uns und den ein oder anderen Rennradfahrer konnten auch wir überholen. Wenn man bedenkt, dass wir noch Gepäck hatten, bereits vier harte Tage in den Knochen hatten und breite MTB-Reifen mit vergleichbar geringem Luftdruck fahren, schlugen wir uns unter den ganzen Rennradlern ganz gut. Bei stetiger für MTB-Verhältnisse mäßiger Steigung ließ sich der Berg sehr gut hochfahren. Die letzten der allesamt nummerierten Kehren erkletterten wir in immer dünner und kälter werdender Luft, ehe wir den Pass auf 2.757 m erreichten. Dies war sogleich der höchste Punkt unserer Tour. Oben war eine einzige große Kirmes. Souvenirläden, Hotels, Restaurants und Imbissbuden reihten sich aneinander.

Dazu kamen laute Lautsprecherdurchsagen und massenweise Radler am Pass. Wo kamen die plötzlich in dieser Masse her? Schnell wurde klar, von der Südwestseite wurde ein Radrennen auf das Stilfserjoch veranstaltet. Bei diesem „Mapeibikeday“ fuhren tausende Radler sowie einige Bergläufer und Nordicskater von Bormio (Veltin) ein Rennen hoch mit Ziel auf dem Pass. Wir machten begeistert einige Fotos und stellten kurz darauf entsetzt fest, dass die Straße nach unten wegen der Veranstaltung gesperrt war. Ursprünglich wollten wir zwar über die Dreisprachenspitze und die Bocchetta di Pedenolo abfahren, aber bereits auf dem Weg hinauf entschieden wir aufgrund des Wetters (Nebel, Regen, Kälte) die Passstraße abzufahren. Ich fragte eine Polizistin, die uns erklärte, dass für Radler die Abfahrt nach Südwesten möglich sei, sofern man rechtsfährt und auf die auffahrenden „Rennradhorden“ Rücksicht nimmt. Im Gegensatz zu den zahlreichen Auto- und Motorradfahrern waren wir erleichtert über diese Auskunft. Zitat eines Motorradfahrers: „Der Pass ist für die scheiss Sattelficker gesperrt!“

Gerne hätten wir dem Trubel auf dem Pass noch etwas zugeschaut, doch die eisige Kälte und der Regen zwang uns zum Aufbruch. Wir zogen uns schnell alle warmen verfügbaren Kleider an und fuhren nach einigen Fotos auf der Passstraße hinab. Dabei mussten wir etwas vorsichtig sein, da sich noch immer Menschenmassen im Wettkampf auf den Pass hochquälten. Mit uns fuhren auch schon viele Rennteilnehmer den Pass hinab. Im Gegensatz zu uns, bestand deren Wetterschutz lediglich aus maximal einem paar Ärmlingen oder einer dünnen Windjacke. Uns war in unseren Regenjacken, Regenhosen und langen Handschuhen schon sehr kalt, die italienischen Rennradfahrer mussten tierisch gefroren haben. Wir hielten mehrmals an um unsere kalten Gliedmassen auszulockern. Unsere Hände und Füße waren taub vor Kälte. Die Rennradler massierten ebenfalls in vielen Pausen Ihre steifgefrorenen Gliedmassen. Die Abfahrt nahm kein Ende und konnte aufgrund von Wetter und Kälte nicht so recht von uns genossen werden.

In Bormio angekommen (1.225 m)  hielten wir an und überlegten uns was wir machen sollten. Daniel ging es aufgrund der kalten Abfahrt schon wieder deutlich schlechter. Er meinte jedoch noch bis Sta. Caterina (1.738 m) durchfahren zu können. Das etwa zehn Kilometer lange Teilstück am Torrente Frodolfo hinauf mit etwa 500 Höhenmetern im Anstieg, war eher eintönig und nervig. Die Fahrt zog sich wie Kaugummi und wir waren froh endlich in dem zu dieser Jahreszeit ausgestorbenen Skiort angekommen zu sein.

Durch das weggelassene Teilstück (Dreisprachenspitze, Bocchetta Forcola, Bocchetta Pedenolo) war es erst halb drei als wir unsere Unterkunft in Sta. Caterina am Fuße des Gavia-Passes erreichten und wir erhofften uns, dass sich Daniel in dieser längeren Pause mal etwas auskurieren könnte.

Stilfserjochstrasse, eine von 48 Kehren
Stilfserjoch
Stilfserjochstrasse
Stilfserjochstrasse
Stilfserjoch, Mapeibikeday
Stilfserjoch, Maepeibikeday
Stilfserjoch, warm einpacken
Sieger der Herzen 😉
Abfahrt vom Stilfserjoch
Abfahrt vom Stilfserjoch