6. Tag, St. Caterina de Valfurva – Dimaro
77 km, 5:42 Stunden, Durchschnitt 13,5 km/h, 2.000 Höhenmeter

Daniel ging es heute nicht besser. Er musste leider die Tour abbrechen. Es scheint ein Fluch auf mir zu liegen, da mein letztjähriger AX-Mitfahrer schon krank wurde. Wir überlegten lange wie die beste Heimfahrmöglicheit aussah. Schliesslich bot sich ein älterer Herr an, dessen Familie das Hotel betrieb, Daniel zurück nach Bormio zu fahren. Von dort verkehrten Busse zum Stilfserjoch, von wo wiederum Busse zurück ins Vinschgau verkehrten. Im Vinschgau bestand dann die Möglichkeit mit der Bahn zurück zu fahren. Daniel hinterließ mir noch sein Kettenöl und wir verabschiedeten uns.
Ich fuhr am morgen den Gaviapass weiter rauf. Nachdem es die ganze Nacht stark geregnet hat, riss die Bewölkung langsam wieder etwas auf. Die Passstraße hatte ich auf den ersten Kilometern fast für mich alleine. Dann und wann überholte mich mal ein Traktor oder ein Motorrad. Das Wetter wurde immer besser und mit steigender Höhe eröffneten sich traumhafte Blicke in die Gletscherwelt der Ortlergruppe und der Sobretta. Am Pass (2.621 m) sah ich die ersten Rennradler die ebenfalls so wie ich einen Fotostop gemacht haben. Auf der Abfahrt gen Süden kamen mir dann immer mehr Rennradler entgegen. An einer Stelle fuhr ich in einen Tunnel hinein, der etwas Panik in mir auslöste. Der Tunnel war wesentlich länger, als die am Stilfserjoch und nach einigen Metern sah ich überhaupt nichts mehr. Ohne Licht überkam mich die Panik, da ich die Wände nicht mehr sah. Ich bremste schnell ab drehte um und tastete mich so schnell es ging wieder nach oben an das Ende an dem ich reingekommen bin. Wieder draussen, sah ich dann, dass es eine Umfahrung ausserhalb des Tunnels, auf einer Schotterpiste gibt.
Ich fuhr weiter ab hinunter ins sehr urige Bergdorf Pezzo (1.565 m) wo ich etwas zu essen kaufen wollte. Das Dorf war wie ausgestorben und nach langer Suche traf ich einen Jugendlichen der mich zu einem Restaurant führte. Dort wurde „Eating to go for Biker“ auf Tafeln angepriesen. Ich ass dort einen extrem mastigen Schokokuchen bei einem leckeren ital. Café und ließ mir noch zwei große Käsebrötchen mitgeben. Ich kurbelte weiter östlich in Richtung Montozzoscharte (2.613 m). Mittlerweile machte mein Bike schon erschreckende Geräusche. Seit dem Stilfserjoch hat mein Tretlager vermutlich durch den vielen Regen der letzten Tage Schaden genommen und knirschte mit jedem Tritt. Das Geräusch erinnerte an eine Kaffeemühle.
Auf einer alten Militärpiste schlängelte sich der Weg hoch zur Scharte. Der Weg war zwar recht steil aber bis zum Rifugio Bozzi (2.478 m) gut fahrbar. Etwas oberhalb der Hütte wurde es auf den letzten Metern aber richtig richtig steil. Hier half nur noch schieben und selbst das war in der dünnen Höhenluft schon viel zu anstrengend. Kurz vor der Scharte war es dann so steil, dass ich für je 5 geschobene Meter, ein paar Atemzüge Pause brauchte. Nachdem ich in der Scharte einige Fotos vom Panorama gemacht habe, stürzte ich mich in den Trail.
Im oberen Teil war der Trail sehr gut fahrbar. Vor mir huschte ein Murmeltier über den Weg. Ich stoppte und schlich mich an das Trier ran. Durch den Gegenwind, konnte es mich nicht wittern. Ich machte Fotos und konnte mich dabei bis auf wenige Meter ranschleichen, bis es mich entdeckte und in seinem Bau verschwand. Der Trail wurde im unteren Bereich immer schwieriger. Es folgten Wurzeln und Spitzkehren im Wald. Unten tauchte der Stausee Lago pian Palu auf. Nach über 1000 anstrengenden Höhenmetern auf dem anspruchsvollen Singletrail war ich froh den See erreicht zu haben und auf Forstwegen weiter ins Tal abfahren zu können. Am Stausee waren viele italienische Touristen unterwegs. Nachdem ich in schlagenlinien die Touristen umkurvt habe, war ich froh die Hauptstraße im Tal erreicht zu haben.
Im Windschatten von Autos erfolgte eine weitere rasante Abfahrt nach Pelizzano. Die letzten Kilometer und Höhenmeter radelte ich im gemütlichen Tempo auf einem Radweg im Val di Sole entlang nach Dimaro (767 m) Die Suche nach einer Unterkunft in Dimaro erwies sich als etwas problematisch. Nachdem mich zwei Hotels abgewiesen haben, habe ich mir in der Touristinformation einen Stadtplan besorgt. Die nächsten Versuche waren auch nicht erfolgreich. In einem Hotel stand ein Italiener an der Bar, der deutsch sprach. Er erklärte, dass der SSC Neapel zum Trainingslager zu Besuch sei und deswegen der Ort sehr voll sei. Er sprach mit einer Hotelbediensteten und fragte ob Sie in dem etwas abgelegeneren Hotel Vittoria telefonisch nach einer Unterkunft anfragen könnte. Sie tat es und ich hatte Glück. Das Hotel hatte noch ein Zimmer für mich frei. Zum Abendessen gab es ein 4-Gangmenü: Salat, Lasagne, Steak mit Pommes und Tiramisu. Dazu trank ich einen viertel Liter Rotwein und ging müde ins Bett.











































