7. Tag, Dimaro – Riva del Garda
89 km, 6:37 Stunden, Durchschnitt 13,4 km/h, 2.200 Höhenmeter
Am morgen wollte ich die Rechnung im Hotel begleichen. Ich habe aber am Vortag versäumt Bargeld nachzuziehen und stellte fest, dass mein Bargeld nicht ausreichte. Der Versuch mit der EC-Karte zu zahlen wurde immer mit einem Error quittiert und meine Kreditkarte wurde nicht angenommen… Etwas nervös fragte ich nach der nächsten Bank zu der ich schnell hinradelte. Dort funktionierte die EC-Karte zu meiner Erleichterung tadellos. Nachdem ich Bargeld abgehoben habe konnte ich dann meine Hotelrechnung begleichen.
Auf Forstwegen ging es etwas eintönig hinauf zum Passo Carlomagno. Die einzige Abwechslung war ein wilder Gebirgsbach im unteren Abschnitt. Nachdem die Anhöhe auf einem Almgelände erreicht war fuhr ich noch einige Meter ab bis zum Straßenpass. Von dort ging es auf Teer hinunter nach Madonna di Campiglio. Auf Teer, Forstwegen und Trails ging es weiter hinab ins Tal. Ein schöner Wasserfall lud zu einem kurzen Stopp ein. Die nächste Auffahrt erfolgte wiederum auf Forstpisten zum „Passo Bregn de l’Ors“(Bärenpass). Nachdem ich wiederum ein Almgelände mit einem kleinen See (Lago di Val D´Agola) erreichte erfolgte eine deftige Schiebepassage zum Pass hinauf. Diese Passage raubte mir nochmal alle Kräfte. Gelegentlich hatte ich schöne Ausblicke auf die Brenta-Dolomiten. Die Sonne schien indes wieder und ich nutzte das erste Mal auf der Tour die Sonnencreme. Vom Pass führte ein einfacher Trail zu einem Forstweg. Die Abfahrt auf dem Forstweg zog sich sehr in die Länge.
Im Rifugio Ghedina auf halber Abfahrtshöhe machte ich eine Cafépause. Die durchgeschüttelten Arme konnten sich so mal etwas erholen. Ich erreichte eine kleine Landstraße die sich im Hang, hoch über dem engen Sarcatals, entlangschlängelte. Die verkehrsarme Strasse bot fantastische Aussichten in das eindrucksvolle Tal. Im Ort Stenico ging die rasante Abfahrt bis Ponte Arche bis auf eine Höhe von etwa 300 m weiter. Jetzt erfolgte die letzte Passage zum Gardasee.
Der letzte Pass sollte sich als letzte vermeintlich kleine Hürde vor dem Gardasee darstellen. Erst ging es auf einem Wirtschaftsweg lange und mit nur sehr geringer Steigung bergan. Urplötzlich erfolgte dann aber der Hammer. Der Weg wurde urplötzlich dermassen steil, dass ich wieder schieben musste. Aufgrund der niedrigen Höhe waren im Wald allerdings Horden von Stechmücken. Mein schweißgeplagter Körper war ein gefundenes Fressen für die Plagegeister. Der letzte Pass (950 m) war nochmal eine richtig harte Bewährungsprobe. Ich quälte mich schiebenderweise den Hang hoch und versuchte vergebens die Blutsauger fernzuhalten. Laut fluchend gewann ich langsam und verzweifelnd an Höhe. Völlig entkräftet und ziemlich entnervt erreichte ich schliesslich irgendwann die Passhöhe am Rifugio Monte Calino und es ging auf Forstpisten bergab. Diesen Pass habe ich aufgrund seiner niedrigen Höhe gehörig unterschätzt! Aber trotz seiner mit 950 m geringen Höhe hatte er bei einer Ausgangshöhe von 300 m satte 650 Meter Höhendifferenz. Schliesslich erreichte ich die erste Siedlung oberhalb des Gardasees.
Das glückliche Gefühl beim ersten Blick auf den See und die Gewissheit es wiedermal geschafft zu haben, wurde von dunklen Wolken die aufzogen etwas getrübt. Mit einigen Fotostopps stürzte ich mich auf einer Straße hinab ins Tal, die bedrohlichen Wolken fest im Blick. Als ich Riva erreichte fing es auch schon an aus Eimern zu schütten. Die Suche nach der Pension (Villabellaria), die ich in Madonna die Campiglio bereits telefonisch gebucht habe, zog sich etwas in die Länge. Als ich die Pension endlich gefunden habe, war ich durch und durch nass.
Die erfolgreiche Tour feierte ich bei einer Pizza und Rotwein unter einem Sonnenschirm, währenddessen es den ganzen Abend weiterschüttete. Riva war im Vergleich zu meinem letzten Besuch wie ausgestorben. Im Anschluss ging ich noch kurz in ein Straßencafé sowie in eine Bar.
Rückfahrt:
Am letzten Etappentag buchte ich den Anbieter Sport-Shuttle der mich für 95 Euro nach München fuhr. Ein Anbieter der an den Folgetagen nach Oberstdorf fuhr war nicht auszumachen. 5 Biker wurden vom Fahrer Andy abgeholt und nach einem Abstecher in Garmich wurde ich in München an den Hauptbahnhof gefahren. Von dort ging eine direkte Zugverbindung nach Oberstdorf. Vom Bahnhof in Oberstdorf musste ich schliesslich wieder 10 km im strömenden Regen zum Parkplatz Faistenoy/Fellhornbahn fahren. Klatschnass erreichte ich das Auto, wo sich der Kreis schloss. Als ich den Kofferraum aufmachte fiel mein Blick sofort auf meine Luftpumpe. Diese hatte ich im Auto gelassen, da Daniel seine mitnahm. Nur hätte mir diese bei einem Plattfuß wenig genutzt, da sie mit Daniel frühzeitig die Heimreise angetreten hat…