In der Nacht hat es in den Bergen rings um die Schneeberghütte ein klein wenig geschneit. Die Temperatur auf der Hütte lag kaum über dem Gerierpunkt. Beim dem für Hüttenverhältnissen guten Frühstück sprach Bastian diverse Gruppen nach seiner entwendeten Regenjacke an und es stellte sich heraus, dass die Jacke von einem Biker einer Vierergruppe verwechselt und eingesteckt wurde.
38km standen auf der Tagesordnung und ich rechnete mit einem entspannten Tag mit Ankunft am Nachmittag… Statt der normalen Abfahrtsroute entschieden wir uns für den Knappensteig von dem wir uns schöne Aussichten und eine interessante Abfahrt versprachen. Und wir wurden nicht enttäuscht! Der Trail schlängelte sich mit einigen kleinen Gegenanstiegen am Berghang entlang und wir hatten tolle Ausblicke auf die Ötztaler Alpen. Es war fast alles fahrbar und wir meisterten die Abfahrt im Trailrausch mit immer schwieriger werdenden Stellen. Hin und wieder stand eine Kuh auf dem Trail und versperrte uns die Weiterfahrt. Im Wald vor der Timmelsbrücke wurde der Trail dann richtig spannend und unser Spaß war grenzenlos.
Nach wenigen Metern auf der Timmelsjochstraße fuhren wir auf Trails und Forstwegen weiter bergab. Die letzten Höhenmeter vor Moos vernichteten wir auf einem prächtigen Hochgeschwindigkeits-Flowtrail und landeten mit einem Grinsen im Gesicht im Ortskern des Bergdorfes. Dort setzten wir uns ersteinmal in ein Café und genossen mit reichlich Glückgefühlen bei einem zweiten Frühstück mit Espresso die warme Sonne.
Ab jetzt ging es stetig bergauf in Richtung Pfelders. Zuerst ging es auf kleinen Anliegerstraßen an Bauernhöfen vorbei, dann auf einer Landstraße und zwischenzeitlich auch einigen Forstwegpassagen bis wir den Skiort erreichten. Nachdem Pfelders erreicht wurde, schraubten wir uns weiter hinauf zur Lazinsalm. Dort waren Heerscharen von Ausflüglern, die auf der Alm bei gutem Essem und Trinken in der Sonne sassen. Wir gönnten uns auch reichlich Kuchen bevor wir den steilen Schlussanstieg in Angriff nahmen. Bis zur oberen Alm war auch noch alles fahrbar, doch dann ging der “Spaß” erst richtig los… Der alte Militärweg war aufgrund der Beschaffenheit und der vielen Wasserrinnen bergauf nur an einzelnen Stellen fahrbar. In einem Mix aus fahren, schieben und tragen schleppten wir uns hinauf. Die Luft wurde immer dünner und die Kraftreserven waren von den drei Vortagen schon etwas aufgebraucht. Der Aufstieg dauerte so deutlich länger als von mir vermutet. Die dünne Luft setzte uns mehr und mehr zu und der Weg wollte einfach kein Ende nehmen.
Von oben kamen uns Heerscharen von Wanderern und vor allem von Bergläufern entgegen. An diesem Sonntag war nämlich unser Etappenziel gleichzeitig das Ziel des Salewa Berglaufes von Pfelders zur Stettiner Hütte. Die Bergläufer die schon am morgen in Pfelders starteten waren bereits auf dem Rückweg, während wir uns fast als die Einzigen noch hinauf quälten. Dazu auch noch mit Rädern die irgendwie gefühlsmäßig nicht auf diesen Berg gehörten. Am nächsten Tag jedoch sollten wir erfahren warum es gerade mit dem Mountainbike auf dem Eisjöchl ein besonderes Erlebnis ist. Nach endloser Quälerei erreichten wir schließlich abgekämpft gegen 17 Uhr die Stettiner Hütte auf 2.875m. Wir betraten die Gaststube und die Stimmung auf der Hütte war grandios! Ein Südtiroler in Tracht spielte auf der Ziehharmonika und die Einheimischen und Gäste tanzten und johlten was das Zeug hielt. Es herrschte eine sehr ausgelassene Stimmung und die Bedienungen auf der Hütte waren in Ihren Trachten sehr hübsch anzusehen! Nach jeweils zwei Weißbier, spürten wir sehr schnell den Alkohol und wir beschlossen einen kleinen zehnminütigen Spaziergang aufs Eisjöchl (2.908m) zu machen. Dort genehmigten wir uns wieder ein paar Tropfen vom leckeren Schneeberger Heidelbeerlikör und genossen die grandiosen Aussichten in die Bergwelt rings um uns herum. Die Luft war klar und so konnten wir die Berge der Tuxer-, Zillertaler-, Ötztaler-, Stubaieralpen sehen und in weiter Ferne waren selbst die Dolomiten noch deutlich erkennbar! Was für ein schöner Augenblick!
Die Eiseskälte in der Höhe zwang uns zurück in die warme Stube und wir verbrachten einen sehr schönen Abend mit netten Tischnachbarn bei interessanten Gesprächen. Einen Zirbenschnapps und reichlich Rotwein später fielen wir kurz nach der Hüttenruhe gut angeheitert und erschöpft ins Bett.