5. Tag, Bindelweghütte – Schlernhaus
40,0 km, 5:26 Stunden, Durchschnitt 7,3 km/h, 2.000 Höhenmeter
Am fünften Tag erfolgte eine vermeintlich kurze Etappe, die sich jedoch wiede rmal länger hinzog als erwartet. Ohne Wanderern zu begegnen querten wir auf dem Bindelweg in Richtung Passo Pordoi. Oberhalb vom Pass nahmen wir einige Meter vom Bikepark mit, schossen dabei Fotos und drehten kleine Videos. Als Bastian an seinem Rad herumschraubte nutzte ich die Gelegenheit und fotografierte Murmeltiere. Die Nager waren hier oben durch die vielen Wanderer und Downhillbiker deutlich weniger scheu als in anderen Gegenden. Einer der Nager ließ sich bereitwillig aus nächster Nähe fotografieren.
An der Pordoi-Passstraße wechselten wir auf die andere Straßenseite und fuhren auf einem ruppigen Trail hinab zur Sella-Passstraße. Auf dem ruppigen Trail brach mir der hintere Flaschenhalter und ich verlor eine Radflasche. Ich bemerkte dies zu spät, bremste und fragte Bastian ob er meine Flasche gesehen hätte. Er zeigte auf eine Flasche vor meinen Füßen: „Dann nimm doch die!“. Es war zwar nicht meine Flasche die dort lag, aber der Zufall wollte es, dass ich genau dort meinen Flaschenverlust bemerkte, wo ein anderer Biker seine verloren hatte. Wir suchten noch einige Meter nach meiner Flasche ab, konnten sie aber nicht wiederfinden.
Nach zwei Kehren auf der Sellapassstraße aufwärts, bogen wir auf einen Forstweg ab der sich an einer Alm zu einem Trail wandelte und durch einen „verwunschenen“ Wald führte. Ich ahnte böses, diesen Trail bis zum Pass fahren zu müssen. Doch nach einigen hundert Metern kamen wir aus diesem dichten, recht schönen Wald heraus und trafen auf einen Schotterweg der zum Sellajoch (2.240m) führte. Recht steil verlief der Weg bis zum Pass mit sehr schönen Blicken auf die Langkofelgruppe und den Sellastock.
Es folgte die nordseitige Umfahrung der Langkofelgruppe in Richtung Seiser Alm. Ab der „steinernen Stadt“ waren die Wege von zahlreichen Wanderern bevölkert. Auf schottrigen Trails fuhren wir vom Rifugio Emilio Comici ab, wo es sogar eine „Bike-Service-Station“ mit allerlei Werkzeugen gab. An der Casonschwaige machten wir eine kleine Rast, bevor es an den Hängen der Langkofelgruppe weiter gen Westen ging. Aufgrund der zahlreichen Wanderer konnten wir hier leider nur schieben. Es folgte ein schwieriger verblockter Spitzkehrentrail der uns immer wieder vom Rad zwang. In einer besonders ruppigen Passage brach mein GPS-Halter und das GPS stürzte mit dem Display auf einen Stein. Den Sturz überlebte das Gerät nicht und wir mussten fortan mit Handy weiternavigieren, was zu ordentlich Roaminggebühren aufgrund der ständig nachgeladenen Onlinekarten führte.
Wir erreichten das Gasthaus Zallinger und begannen den Aufstieg zur Plattkofelhütte (2.297m). Wir schoben den steilsten Schotterweg hoch den ich jemals aufgestiegen bin. Wanderer die von oben runtergingen hatten teilweise abwärts Probleme aufgrund der Steilheit. Der Weg war so steil, dass wir stellenweise nur noch wenig Halt mit den steifen flachen Radschuhen gefunden haben. Auf der Plattkofelhütte kehrten wir nochmals ein, da wir länger nicht mehr an einem Supermarkt vorbeikamen und unsere Vorräte entsprechend aufgebraucht waren. Wie querten trailig auf einem Bergkamm hinüber zum Mahlknechtjoch (Passo Duron, 2.204m) als ein Gewitter aufzog. Unterhalb vom Joch suchten wir Schutz an einer kleinen (zugesperrten) Kapelle. Das Gewitter zog vorbei und wir setzten nach einiger Wartezeit unseren Weg an den Rosszähnen vorbei zur Tierser Alphütte fort. Der Anstieg zur Hütte erfolgte zum Teil schiebenderweise auf einem sehr steilen Betonweg. Es erfolgte eine landschaftlich spektakuläre Querung entlang des Rosengartens, die zum Teil etwas ausgesetzt war. An Fahren war hier eine ganze Weile nicht zu denken. Auf einer Höhe von etwa 2.550m begann wieder ein wunderschöner Trail auf dem Schlern hinüber zum Schlernhaus (2.457m). Die letzten Meter vor dem Schutzhaus ging es nochmal auf Wanderwegen bergauf.
Wegen des Gewitters und der langen Einkehrpausen kamen wir wieder erst kurz vor 19 Uhr am Schlernhaus an. Wir konnten gerade noch etwas warmes zu Essen bestellen bevor die Küche schloss. Nach dem Essen mussten wir uns mit kaltem Gebirgswasser waschen. Echtes Hüttenfeeling!