7. Etappe

7. Tag, Cavalese – Rifugio Carlettini
35,4 km, 5:13 Stunden, Durchschnitt 6,8 km/h, 2.000 Höhenmeter

Tag7_Die vermeintlich letzte Etappe stand auf dem Programm. Nach einem sehr guten Frühstück in unser Nobelherberge deckten wir uns im Supermarkt mit reichlich Proviant und Extraflaschen Wasser ein, da auf der Etappe im Lagorai keine Einkehr- oder Einkaufsmöglichkeiten bestehen. Wir stellten uns auf eine lange und zähe Etappe ein und fuhren morgens bei Zeiten los.

Im Val die Fiemme zickte mein Handy etwas herum und wollte die GPS-Position nicht mehr aktualisieren. Nach zwanzigminütigem ungeduldiger „Fummelei“ begannen wir mit dem Aufstieg auf einem Forstweg. Nach einiger Zeit konnte das Handy dann wieder die Position bestimmen. Zuerst war alles sehr angenehm. Die Steigung hielt sich in Grenzen und wir gewannen sehr schnell an Höhe. Plötzlich tauchten immer wieder sehr steile Rampen auf, die viel Kraft auf dem Schotterweg kosteten. Als wir die Malga Inferno erreichten, dachten wir, dass wir noch gut in der Zeit lägen. Überraschender Weise war der dortige Bergbauer sogar deutschsprachig. Er schaute gen Himmel und meinte, dass es gleich für eine halbe Stunde regnen würde und es heute Abend dann wohl ein größeres Gewitter geben müsste… Der Messias sollte recht behalten.

Wir fuhren über den Berg und querten am Hang zur Malga Coston. An einer Weggabelung fuhren wir links hinauf und querten weiter am Hang in Richtung Malga Cazzorga. Der Forstweg endete plötzlich im Nichts und ein Wanderweg führte oberhalb im Hang weiter. Inzwischen setzte auch der prognostizierte Regen ein. Wir stellten uns etwa 30 Minuten unter Bäume und warteten den Schauer ab. Wir hätten vielleicht besser die davonrinnende Zeit im Auge behalten! Die Querung auf dem Wanderweg absolvierten wir erst schiebenderweise bergauf und dann später auf einem recht netten Singletrail bergab zur Malga Cazzorga. Dort ging es dann erst richtig los…

Auf verblockten Steigen wanderten wir hinauf zur Forc. di Val Sorda (2.300m). Der Weg zog sich unendlich und war im unteren Teil wirklich sehr nervig. Einmal verloren wir den Weg sogar kurz an einer verlassenen Alm und stapften durch ein mooriges Gelände. Zwischenzeitlich gab es wieder einen kleinen Regenguss der uns nun aber auch nicht mehr weiter interessierte. Nur sehr sehr wenige Menschen haben wir auf unseren Wegen im Lagorai gesehen. Im oberen Teil wanderten wir auf schönen alten Militärwegen und es wurde uns, im Gegensatz zum langen Aufstieg im Wald bis zur Malga Cazzorga, panoramamäßig nun etwas mehr geboten. Oben angekommen, lag in der Scharte sogar noch etwas Schnee. Wer jetzt denkt, wir wären nur noch schnell ins Tal abgefahren, täuscht sich gewaltig!

Schiebenderweise ging es auf der anderen Seite wieder bergab, nur Teilstücke bewältigten wir fahrend. Zum Passo Val Cion querten wir im Hang teils schiebend, teils fahrend und teils fluchend. Ab dem Passo Val Cion (2.050m) folgte dann ein schöner Trail zu einer weiteren Alm. Hier bemerkte ich entsetzt zwei unschöne Dinge: Erstens, mein Hinterreifen ist platt, zweitens: Eine sehr sehr dunkle schwarze Gewitter-Front bewegt sich aus Richtung Norden auf uns zu… Da es nur ein schleichender Plattfuß war pumpte ich schnell noch etwas Luft nach und wir kurbelten in flottem Tempo die letzten Meter hinauf zum Passo Cinque Croci auf 2.018m.

Es blitzte und grollte sehr heftig und der Regen wurde immer stärker. Die dunkle Gewitterfront verfolgte uns im Nacken! Uns blieb nichts anderes übrig als schnell auf Forstwegen zum Rifugio Carlettini (1.368m) abzufahren. Mit fehlendem GPS und unserer Hektik sind wir unfreiwilig ab der Malga Conseria (1.848m) nach südosten auf einem schönen, im Track gar nicht eingeplanten, Singletrail abgefahren. Eigentlich hätten wir uns dort südwestlich halten sollen, aber der Trail nach südosten war super zu fahren. Die letzten Höhenmeter zum Rifugio vernichteten wir dann wieder auf Forstwegen.

Als wir im Gasthaus ankamen tobte das Gewitter richtig los und es regnete noch ziemlich lange sehr stark, ehe es sich wieder beruhigte. Wir wählten Halbpension und aßen uns beim Vier-Gang-Menü pappsatt. Ich wählte als Vorspeise eine Käseplatte, als ersten Hauptgang Nudeln, Gulasch und Polenta als zweiten Hauptgang und Apfelstrudel als Nachtisch. Im Anschluss an das Festmahl war ich so gesättigt, dass ich nichts mehr trinken konnte und sehr müde wurde. So gingen wir dann auch bei Zeiten ins Bett.