6. Tag, Schlernhaus – Cavalese im Val di Fiemme
63,7 km, 5:11 Stunden, Durchschnitt 12,3 km/h, 2.000 Höhenmeter
Wir beschlossen ohne Frühstück vom Schlernhaus abzufahren. In Erwartung einer schnellen Trailabfahrt würden wir in Kürze ausgiebig im Tal frühstücken können. Wir unterschätzten die benötigte Zeit bis ins Tal in Tiers jedoch gewaltig. Zuerst nahmen wir den falschen Wanderweg vom Schlernhaus hinab. Aufgrund des GPS-Defekts bemerkten wir das erst als wir schon die ersten 50-100 Höhenmeter abgefahren sind. Wir konnten aber problemlos über Almgelände zum richtigen Weg queren.
Der Knüppelsteig wurde seinem Namen gerecht, denn alle paar Meter waren Hölzer zum Schutz vor Erosion quer über dem Weg befestigt. Für uns war der sehr steile Trail nur teilweise mit den Hardtails fahrbar. Im mittleren Teil des Weges waren tolle Holzbrückenkonstruktionen in die enge Schlucht gebaut. Im unteren Teil wurde der Weg dann extrem steil und größtenteils unfahrbar. Dazu kamen dann später einige schön zu fahrende Gegenanstiege die etwas Kraft gekostet haben. Bevor wir das Tal erreichten folgten dann noch einige tolle Trailabschnitte. Wir landeten im kleinen Bergnest Sankt Zyprian und suchten ersteinmal erfolglos nach einem Supermarkt oder einer Bäckerei. Eine Anwohnerin informierte uns über die drei Kilometer talabwärts befindlichen Einkaufsmöglichkeiten in Tiers (Info für Nachfahrer der Tour: Track ist angepasst und führt nun direkt nach Tiers). Insgesamt dauerte es so etwa 2,5 Stunden bis wir in Tiers zu unserem Frühstückseinkauf kamen.
Die Bäckereiverkäuferin staunte nicht schlecht, als ich nach einem Bäckereinkauf von 9,20 € noch nach einem Supermarkt fragte. Vor der Bäckerei stopften wir alles hinein was nur hineinpasste: Pizzastücke, Schokocroissant, Nussteilchen, Müsliriegel und belegte Brötchen. Im Supermarkt kauften wir noch Milch, Fruchtsaft, Bananen, Schokolade… Der Tag wurde von uns zum Futtertag auserkoren.
Mit schwerem Bauch und blutleeren Beinen erfolgte die Auffahrt zum Nigerpass. Es war schwül warm im Wald und nach und nach kamen wir immer besser in Fahrt. Die Auffahrt war sehr angenehm von der Steigung, nur die zahlreichen Moskitos im Wald ärgerten uns ein wenig. Irgendwann wandelten sich die aufgenommenen Kalorieren in ordentlich Vortrieb um und wir versägten eine andere Gruppe Alpencrosser auf dem Weg zum Pass. Am Nigerpass (1.686m) nahmen wir erst den Wanderweg in Richtung Karerpass (1.745m). Da sich wieder Quellwolken bildeten und wir mit weiteren Gewittern rechneten, querten wir nach einer Weile auf die paralel verlaufende Straße. Die Straße zum Karerpass war sehr verkehrsarm und schön zu fahren. Wir genossen die schönen Ausblicke auf den bizarren Rosengarten.
Ab dem Karerpass folgte eine lange Passage im Wald mit größtenteils fahrbaren Singletrails und Forstwegen. Die Navigation mit dem Handy war ziemlich mühselig da es zahlreiche Wege gab und wir immer wieder anhalten mussten um mein Handy aus der Rückentasche zu greifen und zu schauen wo unser Track weiterführt. Dazu kam dass der Track in diesem Wald etwas ungenau war, da das Kartenmaterial von openstreetmap.org, das die Grundlage der Trackplanung war, hier recht ungenau ist. Immer wieder hatten wir schöne Ausblicke auf die Felsen des Latemar.
Plötzlich ertönte wieder das erste Donnergrollen und wir beschleunigten unser Tempo zum Epircher Laner (1.826m). Bevor das Gewitter mit Platzregen richtig loslegte, saßen wir bereits in der trockenen Stube und warteten das Gewitter ab. Das Gewitter verzog sich nur sehr langsam und wir beschlossen trotz weiterem Regen die Fahrt fortzusetzen.
Im Regen erreichten wir das Reiterjoch (1.990m) und fuhren bis zum Einstieg in die Stava-Trails am Skigebiet ab. Dort legten wir aufgrund der folgenden Abfahrt die komplette Regenmontur an. Aufgrund des Starkregens entschieden wir uns weinenden Auges gegen die Stavatrails. Vom Regen ausgekühlt hatten wir keine Lust auf rutschige Wurzeln und eine Schlammschlacht im Wald. Stattdessen sehnten wir uns nach einer schönen Unterkunft im Tal mit einer heißen Dusche. Nach einer schnellen und nasskalten Abfahrt auf der Passstraße wurden wir in Cavalese fündig und nahmen ein Zimmer für 45€ im recht luxeriösen Garni Laurino. Nach einer heißen Dusche gab es dort noch die Möglichkeit etwas Wellness zu betreiben. Nach einigen Minuten in Sauna und Dampfbad machten wir uns fertig und gingen in die nächste Pizzeria. Der Regen hatte sich inzwischen verzogen und es wurde wieder sehr freundlich.
Nach einer leckeren Pizza ließen wir den Abend in einem Straßencafé mit einigen Aperol Sprizz ausklingen.