1. Etappe
Sattelbergalm – Kematen
45,2 km, 4:28 Stunden, Durchschnitt 10,1 km/h, 1.844 HM ↑ | 2.010 HM ↓
Der erste Blick beim aufstehen geht immer aus dem Fenster raus. Und der verhieß nichts Gutes… Dichter Nebel und kaum Sicht! Beim Frühstück wurde mir die Alm noch sympathischer wie sie mir ohnehin schon war: Auf unserem Tisch stand beim Frühstück ein 750 Gramm Nutellaglas <3! Auf den benachbarten Tischen mit tlw. 6-8 Personen standen gleich mehrere dieser riesen Gläser! Vorbei die Piddelei aus den viel zu kleinen Plastiknutellaminipröbchen! Das sollte Schule machen 🙂 Nach dem Frühstück starteten wir noch trocken und zuversichtlich. Es waren nur einige Schauer am Abend gemeldet. Doch der Wetterbericht in diesem Sommer war auch nicht immer zuversichtlich! So kam es auch, dass nach wenigen 2-3 Kilometern der Regen einsetzte. Wir passierten die Österreichisch-Italienische Staatsgrenze und befanden uns damit auch auf dem Territorium des „bösen Bauern“. Der böse Bauer ist, bzw war (er ist kürzlich verstorben) ein Bergbauer mit einem ausgesprochenen Hass auf Bergradler. In diversen Büchern, Anekdoten und im Internet sind die wildesten Geschichten über Ihn zu hören: Der Bauer verscheuchte jeden Radler der sein Almgelände betrat auf die übelste Weise: Mistgabeln, laufende Kettensägen und sogar Schüsse mit dem Gewehr (zum Glück wohl nur in die Luft) sollen Gang und Gebe gewesen sein. Der Bauer der Sattelbergalm auf der österreichischen Seite, baggerte deswegen extra einen Weg um sein Gelände herum auf den Berg, um dem Grisgram zu umgehen.

Da der Bauer nicht mehr unter den Lebenden verweilt, hat sich die Situation nun entspannt. Sein Sohnemann ist wohl friedfertiger und so konnten wir ohne Angst um unser Leben den normalen Forstweg über das Almgrundstück, steil hoch zum Brenner Grenzkamm in Angriff nehmen.

Das Wetter wurde immer schlechter und so waren es bald bei Dauerregen nur noch 6°C auf der alten Militärstraße am Brenner Grenzkamm. Alte Bunker und Befestigungsanlagen säumten den Weg.

Nach einiger Zeit riss es auch mal kurz auf und so etwas ähnliches wie eine „Aussicht“ beglückte uns für wenige Minuten, ehe es kurz darauf anfing noch stärker zu regnen. Nach einigem auf und ab ging es auf einem sehr schönen Trail vom Sandjöchl (2.165m) zurück hinunter ins Tal. Wir befanden uns jetzt wieder an der Brennerstraße, diesmal auf italienischer Seite. Auf einem Radweg fuhren wir wieder nordwärts, Richtung österreichischer Grenze nach Brennerbad und kehrten durchgefrohren in dem Vorraum einer Gaststätte ein.
Bei einem heißen Kakao trafen wir die Entscheidung zu einer kleinen Routenänderung: Statt über das 2.393m hohe Flatschjoch, entschieden wir uns witterungsbedingt für das etwas niedrigere 2.212m hohe Schlüsseljoch, mit der Option in der kurz vor dem Joch liegenden Enzianhütte zu bleiben, falls es noch schlechter werden würde (was kaum möglich war!). Da beide Übergänge in geringer Entfernung voneinander parallel verlaufen hatte diese Änderung für den weiteren Routenverlauf keinerlei Auswirkungen. Als wir losfahren wollten, hatte ich noch einen sehr großen Gang drin und trat mit aller Kraft ins Pedal, als die Kette absprang. Der linke Fuß schnellte nach oben und ich rammte mein Knie mit voller Wucht gegen den Lenker. Ich brüllte alles zusammen und bekam in der Folgezeit mit jeder Pedalumdrehung meine Prellung zu spüren. Auch nach dem Alpencross war die Prellung noch spürbar. Die Weiterfahrt war zum Glück ungefährdet, da ich mich nicht ernsthaft verletzt habe.
Die Enzianhütte hatten wir dann zügig erreicht und wir entschieden uns trotz Regen und Kälte die Etappe durchzuziehen in Sehnsucht auf die warme Pension in Kematen. Statt einem Singletrail, hatten wir dann bergab „nur“ einen alten Militärweg. Aber da unsere Hände trotz Winterhandschuhen steif vor Kälte waren kam uns auch das nicht so ungelegen.
Schon um 14:30 Uhr erreichten wir die Pension Alpenrose in Kematen im Pfitscher Tal. Wir spritzten die eingesauten Bikes mit einem Gartenschlauch ab und genossen den Wäscheservice in der Pension. Nach der schönsten heißen Dusche meines Lebens (wie oft ich das schon gesagt habe!) gingen wir zu italienischem Café in die Bar. Am Abend riss es dann tatsächlich noch auf (zur Erinnerung: Abends waren Schauer gemeldet!) und wir hatten schöne Ausblicke auf die umliegenden 3.000er der Zillertaler Berge.

Zum Abendessen gab es Salat, Nudeln mit Pilzragout, wieder Wiener Schnitzel mit Pommes als zweiten Hauptgang und Eis mit Heidelbeeren zum Nachtisch. Dazu italienischen Rotwein. Am Abend tranken wir noch ein Bier auf dem Feuerwehrfest gegenüber.
