Tag 13 – D19-D20
Gaby – Verres
35 km, 1.650 HM ↑ | 2.300 HM ↓
Als ich mich am Vormittag auf den Weg zum Col Dondeuil aufmachte, wusste ich noch nicht von dem Grauen der mir am heutigen Tage bevorstand. Und hätte ich es auch nur halbwegs erahnt, wäre ich erst gar nicht losgelaufen…
Es begann mit einem Anstieg auf Asphalt in brütender Hitze bereits am frühen morgen. Obwohl es zunehmend wolkiger und diesiger wurde, war es noch immer brutal heiß mit annähernd 40°C in den Tälern und das nun schon seit knapp zwei Wochen. Es folgte alsbald ein Aufstieg im Wald, bei dem mich die Mücken förmlich aufgefressen haben. Hölle, Hölle, Hölle!!!
Auf dem Plan stand heute der Aufstieg zur Becca Torché die mir mit 3.015 m Höhe etwas Gipfelglück bescheren sollte. Ich war so fertig vom Anstieg, dass ich den Abzweig zum 3.000er etwas unterhalb des Passes verpasste. Da sich zunehmend mehr Wolkentürme bildeten und heute mit den ersten Gewittern zu rechnen war, verzichtete ich auf den Gipfel, zumal ich auch körperlich zu ausgelaugt für den Aufstieg war. Im Nachhinein war das die einzig richtige Entscheidung. Am Pass war die Aussicht mal wieder sehr begrenz, durch die sehr trübe Luft. Angeblich soll man von dem Sattel aus eine Aussicht vom Mont Blanc bis zum Gran Paradiso haben.
Der Abstieg folgte erst auf Geröll und dann auf elend langen kleinen Asphaltsträßlein. Hier und da waren aggressive Hunde deren Besitzer es egal war, dass diese Wanderer bedrohten. Nach endlos langer Zeit auf Asphalt mit zunehmden Gewittergrollen in der Ferne setze ich auf urigen alten Wegen den Abstieg ins Tal fort.
Irgendwann am späten Nachmittag erreichte ich irgendwie völlig erschöpft Challand-Saint-Victor . Dort setzte ich mich ausgehungert in eine Bar und wollte eine Pizza essen. Es gab „nur“ Panini und so bestellte ich gleich zwei Stück davon. Kurze Zeit später kam ein riesiges Monsterbaguettebrot mit Salami und Sardellen. Unter größter Mühe aß ich das Brot und dachte noch, dass das Monsterbaguette wohl zwei normalgroße Paninis ersetzen sollte. Ich wurde eines Besseren belehrt, als kurz darauf das zweite Monsterpanini mit Mozarella und Tomaten serviert wurde. Ich biss zweimal zum probieren rein, packte es in den Rucksack und zahlte. Leider fand ich keine Übernachtungsmöglichkeit, das einzige B & B im Ort war ausgebucht. Ich plante daher ein Wildcamping. Ich hatte mir den „Lago di Villa“ als mögliches Wildcampziel ausgesucht, doch der See war ein Wasserschutzreservoir mit Badeverbot und es grummelte immer noch sehr bedrohlich. Mir blieb nichts anderes übrig als weiter hinab ins Tal zu laufen. Derweil bekam ich von dem salzigen Sardellen-Salami-Monsterbaguette und der schwülen Hitze einen Superbrand, den ich nur mit einigen Liter Wasser löschen konnte.
Über extrem steile und sehr unangenehme Wege kämpfte ich mich hinab ins Aostatal. Im nächst größeren Ort Verres suchte ich mir ein Hotel für 51 € Ü/F. Hunger hatte ich am späten Abend keinen mehr, aber umso mehr Durst. Der Abend endete mit lustigen Gesprächen mit Italienern in Bars und Cafés in denen ich verschiedene internationale Biere probierte.