6. Etappe

55,5 km, 1.800 HM, 5:05 Fahrtzeit, ø 10,92.

Der gestrige Abend machte Hoffnung, die Marmolata am morgen wolkenfrei zu sehen. Das dachten sich auch die Österreicher und so traf man sich draussen in klirrender Kälte nach sternenklarer Nacht um im Morgenlicht die schönsten Fotos zu knipsen. Der Münchner schlief jedoch noch lange weiter. Zitat: „Die Marmolata kann mir gestohlen bleiben“. Mit vielen Fotostopps ging es weiter auf dem Bindelweg. Tolle Sicht gab es an diesem traumhaften morgen auf die „Königin der Dolomiten“ und am Ende des Weges auch auf den Piz Boé. Auf dem Weg hinunter zum Passo Pordoi liefen mir einige Murmeltiere über den Weg. Vom Passo Pordoi ging eine Downhillstrecke ins Tal die ich allerdings leider scheute. Der Wanderweg den ich nach einigen Asphaltkehren eingeschlagen habe war nämlich beim besten Willen nicht fahrbar: steil, verblockt, ausgewaschen und nass. Schlimmer konnte die Downhillstrecke kaum gewesen sein. So schob ich mal wieder fleißig nach unten anstatt auf dem Asphaltpass weiter Motorrädern hinterher zu jagen.

Endlich im Tal angekommen habe ich erstmal ordentlich Schokolade und Bananen eingekauft. Im Fassatal ging es auf Radwegen flussabwärts. Schnell kam ich jedoch nicht voran, da die Italiener sämtliche Radwege bevölkerten und dort kaum ein durchkommen war. Ich hielt es wie die italienischen Radler und fuhr auf der Straße. Auch dort ging es nicht schnell voran, da es überall staute.

Endlich ging es in den Wald und der Aufstieg zum Passo Luisa begann. Mit durchschnittlich über 14 Prozent Steigung auf Schotter war das schon ein ganz schöner Hammer! Am Pass entschädigten Blicke zum Rosengarten und zum Cima de la Pala für die Anstrengung dieser Auffahrt. Die Abfahrt erfolgte über einen Trail und eine Forstpiste in ein verwunschenes Tal. Auf Teer ging es dieses schöne Tal, entlang eines wilden Gebirgsbaches hinauf. An einem riesigen Wanderparkplatz zweigte mein Weg als Schotterpiste ab und war ab dort von vielen italienischen Urlaubern bevölkert. Der Weg hoch zur Baita Segantini verlief auf einer alten Militärpiste, vorbei an einer Hütte die gnadenlos überlaufen war. Bei traumhaften Wetter und traumhaften Aussichten war dies aber nicht weiter störend. Ich ließ mir viel Zeit beim Aufstieg was am grandiosen Panorama und der vorherigen, sehr harten, Etappe lag. Auf der Hütte am Pass war wieder kein Platz auf der Terasse zu ergattern und ich fuhr direkt die wenigen Meter weiter zu meiner Unterkunft dem „Rifugio Capanna Cervino“ unterhalb des Passo Rolle und ließ es mir bei einem tollen Abendmenü, heißer Dusche und Rotwein sehr gut gehen.

Am Abend schaute ich den Videovortrag auf einem Beamer von einer örtlichen Sportgruppe mit. Unter anderem zeigten sie Winterbilder vom Passo Rolle. Die italienischen Biker waren dort in voller Wintermontur auf Mountainbikes im Tiefschnee zu sehen!