2. Tag, Hölzlahner Alm – Patscher Hütte im Defreggental
58,1 km, 6:45 Stunden, Durchschnitt 8,6 km/h, + ca. 1:00 Stunde tragen, 2.400 Höhenmeter
Um 08:30 Uhr setzten wir uns wieder in Bewegung. Vom Krimmler Achental zweigten wir rechts ab, hinauf ins Windbachtal. Als Alternative wäre der Birnlückenpass möglich gewesen, wir entschieden uns aber für den Krimmler Tauern. Der Forstweg wurde bald zu einem steinigen Trail der sich mit viel Krauftaufwand noch größtenteils fahren ließ.
Irgendwann entschieden wir zu schieben, um unsere Kräfte für eine weitere harte Etappe zu schonen. Alsbald wurde aus dem schieben tragen und die ersten Schneefelder tauchten auf einer Höhe von 2.200m auf. Diese waren zum Teil vom Wasser unterspült, weswegen höchste Vorsicht geboten war um nicht durchzubrechen und umzuknicken. Bei einer Rast stellte ich fest, dass ich durch das tragen des Bikes mein Nasenpad der Sonnenbrille verloren hatte, welche sich in umgekehrter Richtung im Nacken befand. Das bedeutete den Rest der Tour ohne Sonnenbrille zu fahren. Auf dem Weg zum Pass tauchten plötzlich einige Schafe auf. Ich machte einige Fotos und schlagartig wurden es immer mehr! Kurz darauf war ich umringt von einer riesigen Herde Schafe die anfingen an meinen Rucksackgurten zu zurren und zu knabbern…
Die Schneefelder häuften sich und wurden immer größer. Die Kraftanstrengung mit dem Rad auf dem Rücken durch den nassen Schnee zu stapfen war sehr hoch. Die Sonne scheinte gnadenlos vom Himmel und der Schnee reflektierte stark, was zum ersten Sonnenbrand an den Beinen führte. Der viele Schnee kostete enorm viel Kraft und wir quälten uns sehr die steilen, rutschigen Schneefelder hinauf. Ein riesiges Steinmandl erschien uns erst als Passhöhe, bis wir beim Erreichen des Steinhaufens erstaunt feststellen, dass es über ein weiteres riesiges Schneefeld weiter hinauf ging. Wir erreichten schließlich erschöpft den Krimmler Tauern auf 2.633m. Der Übergang hat uns alles abverlangt und viel Zeit und Kraft gekostet.
Nach einer Pause am Pass, bei der wir die Aussicht auf die umliegenden Dreitausender genossen, machten wir uns bereit zur Abfahrt. Auch auf der Südseite waren noch einige Schneefelder im oberen Teil vorhanden. Als diese überstanden waren, konnten wir endlich wieder aufsteigen und fahren. Die Freude hielt jedoch nicht sehr lange: Eine ziemlich breite Wasserrinne, konnte ich zwar problemlos mit dem Vorderrad überlupfen, doch das Hinterrad schlug voll durch, gefolgt von einem zischen. In einer solchen steinernen Wasserrinne habe ich mir schon ein Jahr zuvor am Eisjöchl einen Quetschplatten geholt. Der Schlauch war schnell getauscht und so erreichten wir kurz darauf die Tauernalm. Wir stärkten uns mit Skiwasser und Kaminwurzen.
Einige Meter vernichteten wir noch auf dem Trail, ehe wir weiter im Ahrntal erst auf Forstwegen und dann auf Asphalt abfuhren. Im Tal waren extrem viele Wanderer unterwegs, so dass wir auf dem Forstweg langsam slalom fahren mussten.
Nach Prettau erfolgte der nächste Aufstieg im Hasental zur Ochsenlenke. Der Forstweg war bis zu einer Höhe von ca. 2.100m gut fahrbar, jedoch mit einigen recht steilen Rampen versehen. Danach zog sich in sehr vielen Serpentinen ein alter Weg steil hinauf zur Passhöhe. Ab ca. 2.400m Höhe tauchten auch schon wieder Schneefelder auf. Diese waren nicht mehr ganz so groß wie am Krimmler Tauern, lagen jedoch in einer steilen Felsflanke. Die Querung dieser Schneefelder erfolgte mit größter Vorsicht.
Voller Freude erreichten wir die Ochsenlenke auf 2.585m. In der Scharte herrschte ein starker Wind. Wir machten schnell noch einige Bilder vom eindrucksvollen Bergpanorama im Abendlicht und stürzten uns mit reichlich Glückshormonen in eine schöne Abfahrt. Zwei weitere Schneefelder mussten wir auf der Abfahrt queren, wovon eine aufgrund der Steilheit des Hanges mit höchster Vorsicht gemeistert wurde. Die Abfahrt auf dem Militärtrail war technisch sehr einfach und ziemlich flowig. Bei einer Bachdurchfahrt holten wir uns ordentlich nasse Füße. Langsam kamen wir zeitlich ziemlich in Bedrängnis, da der viele Schnee auf der heutigen Etappe massig Zeit gekostet hat.
Schnell erklommen wir noch unspektakulär das Klamml Jochl (2.294m) und düsten auf Forstwegen ins Defreggental hinab. Es dämmerte langsam und wir nahmen noch kurz vor unserer Unterkunft einen kleinen Trail mit. Mit letztem Tageslicht erreichten wir die Patscher Hütte und wurden herzlich begrüßt. Die Küche wurde für uns wiedereröffnet und es gab prompt zwei leckere Bier. Zu Abend gab es Spaghetti mit einer Knoblauchsoße bzw. Kaasspatzen.