3. Tag, Patscher Hütte – Wengen
76,6 km, 4:40 Stunden, Durchschnitt 16,4 km/h, + ca. 1:30 Stunden tragen, 2.000 Höhenmeter
Nach einer guten Nacht, in der sehr empfehlenswerten Patscher Hütte, mit tollem Preis-Leistungsverhältnis und netten Wirtsleuten ging es weiter zum letzten Pass am Hauptkamm. Zunächst tauschte Bastian noch seine Bremsbeläge, um für den Pfoisattel gerüstet zu sein. Wir fuhren das Defreggental hinab, bogen nach Süden ab und stiegen auf gut fahrbaren Forstwegen zu den Stalle-Almen.
An der verlassenen Hintere Stalle-Alm wurde der Forstweg zu einem Wanderweg und wir standen plötzlich auf 2.050m vor einem großen Schneefeld. Eine Lawine scheint dort im Winter abgegangen zu sein, so verwüstet wie es dort aussah. Da das Schneefeld stark unterspült war entschieden wir dieses zu umgehen. Wir querten auf die rechte Bachseite und stiegen durch wegloses Buschgelände. Da wir den weiteren Verlauf des Weges ausfindig machen wollten, blieben wir in der Nähe des Baches. So sehr wir suchten, wir konnten den Weg auf der anderen Seite nicht mehr ausmachen. Da das Gelände am Bach auch recht steil war, entschieden wir auf der rechten Bachseite weiter aufzusteigen, zumal wir uns plötzlich unsicher waren ob überhaupt ein Weg zum Sattel exisitiert.
So fluchten wir im sehr nervigen Buschgelände vor uns her und ich bekam ziemlich starke Zweifel an unserem Vorhaben. Kraftlos setzte ich mich nieder und suchte nach einer Alternative zum kraftzehrenden Bikeschultern. Ich baute die Laufräder aus, band diese an den Rucksack und hatte somit weniger Gewicht am Nacken. Auf ca. 2.400m Höhe stießen wir etwas überrascht auf den Weg, dessen Existenz wir schon abgeschrieben hatten.
Danach waren die restlichen Höhenmeter zum Sattel (2.608m) kein Problem mehr. Am Sattel habe ich für kurze Zeit mein GPS abmontiert, als ich auf Bastian wartete. Kurz darauf war es verschwunden. Auf den zurückgelegten ca. 50m suchte ich alles ab, es blieb verschollen. Irgendwann entdeckte ich, dass es zwischen Kettenblättern und Sitzrohr gefallen ist und dort hängen blieb.
Wir nutzten die Gelegenheit und stiegen noch zum 15 Minuten entfernten Gipfel vom Hochkreuz auf 2.739m. Oben hatten wir eine geniale 360°-Fernsicht. Sämtliche namhaften Dolomitengipfel und der Hauptkamm waren auszumachen. Lediglich der große Venediger und der Großglockner waren in Wolken verhüllt. Die Sicht bis zum Ortler wäre wohl vorhanden gewesen, jedoch war es dazu doch etwas zu diesig.
Wir begannen die Abfahrt über einen Felsrücken zur Uwaldalm (2.050m). Im oberen Teil haben wir mit kleineren Gegenanstiegen öfter kurze Stücke schieben müssen, ab einer Ruine wurde es dann immer besser und flowiger fahrbar. In der Uwaldalm kehrten wir zu einem spitzenmäßigen Apfelstrudel ein. Das war persönlich mein bester Strudel aller Zeiten! Wir stellten fest, dass wir wieder in Zeitnot gerieten. Der verlorene Weg, das verlorene GPS, die Gipfelbesteigung und die Einkehr haben die Zeit wieder wie im Fluge verstreichen lassen. Wir entschieden den geplanten Trail an der Kaseralm/Stumpfalm auszulassen um rechtzeitig um 17 Uhr unsere Bahn am Kronplatz zu erreichen.
Wir querten im Wald auf einem Trail mit vielen Gegenanstiegen bis wir einen Forstweg erreichten den wir hinunter ins Gsieser Tal rauschten. Im Windschattenfahren rauschten wir das Tal hinab, jetzt wurde die Zeit wirklich sehr eng! Kurz vor der Talstation der Bahn ging es nochmal bergauf und in brütender Hitze und mit großer Anstrengung wegen des Zeitdrucks, erreichten wir um 16:50 Uhr gerade rechtzeitig die Bahn.
Auf dem Kronplatz (2.275m) angekommen genossen wir nochmal die Aussicht auf dem Plateau bevor wir uns in den Panoramatrail stürzten. Der Trail war sehr flowig zu fahren, hatte jedoch noch einen merklichen Gegenanstieg. Dort trafen wir im Trail schiebenderweise auf einen Trekkingradfahrer mit Gepäckträger. Erinnerungen an 2011 wurde wach, als wir am Schrofenpass Trekkingradler auf der Joe-Route trafen…
Die letzten Meter vom Kronplatz verliefen auf sehr aussichtsreichen Forstwegen und kleinen Bergsträßlein. An einem kleinen Abzweig nahm ich versehentlich für ca. 30m den falschen Weg. Da meine Akkus in diesem Moment auch leer waren, wechselte ich diese noch. Bastian fuhr einige Meter vor, verlor aber aufgrund einiger zuvor abgefahrener Serpentinen die Orientierung und radelte die Straße von der wir abgefahren sind wieder hinauf… Ich konnte Ihn gerade noch zurückpfeifen bevor er hinter der letzten Kurve verschwand. Er wäre wohl sonst wieder über den Trail zum Kronplatz raufgefahren 😉
Fünf Minuten vor Ladenschluss enterten wir einen kleinen Supermarkt in Zwischenwasser im Vigiltal. Wir saßen auf dem Parkplatz vor dem Laden und stopften allerlei Süßigkeiten und Softgetränke in uns hinein, als wir von einem netten Anwohner aufgefordert wurden uns auf seine Gartenbank vor seinem Haus zu setzen. Etwa eine Stunde benötigten wir noch um durch das ladinischsprachige Gadertal hoch in das Bergdorf Wengen zu kurbeln.
Um 20:10 Uhr kamen wir in unserer Pension Alcialc an und bekamen mitgeteilt, dass die Küche bereits geschlossen habe. Uns wurde eine kalte Platte mit sehr viel Bergkäse, Schinken, Salami und Mozzarella serviert. Neben der riesigen Platte gab es unschaffbar viel Brot. Bastian schaffte es irgendwie noch ein Eis als Nachtisch zu essen (das läuft doch in die Ritzen!) bei mir war das platztechnisch nicht mehr möglich.
Nachdem wir unsere Klamotten gewaschen haben ließen wir mit Rotwein zufrieden einen weiteren tollen Tag ausklingen.