7. Etappe
Rifugio Rosetta – Rifugio Bruno Boz
80,0 km, 6:39 Stunden, Durchschnitt 12,0 km/h, 2.435HM ↑ | 3.282 HM ↓
Heute wachte ich wieder um kurz nach 6 Uhr auf und blickte sofort aus dem Fenster. Blauer Himmel, Yippie Yeah! Anziehen, Jacke überwerfen, Kamera schnappen und raus! Ich kletterte auf die umliegenden Erhebungen um die Hütte und machte wieder einige Sonnenaufgangsbilder. Nach kurzer Zeit kam auch Bastian nach draussen. Die Blicke in die umliegenden Berge waren genial! Gen Westen sah man weiße Riesen am Horizont. Vermutlich Berge aus der Adamello und Ortler-Gruppe.
Nach dem Ruhetag folgte die erste der zwei härteren letzten Etappen. Aber bevor es mit dem Abfahrtsspaß losgehen konnte stärkten wir uns bei einem ordentlichen Fühstück.
Dann ging es über den Altopiano, die Palahochfläche, abwärts gen Osten. Recht gut fahrbare Wege bei genialstem Bergpanorama und Sonne löste pure Freude aus. Wir hielten öfter an zum staunen und fotografieren. Während des Fahrens, kann man leider die Kulisse nicht so gut aufsaugen, da die Trails die volle Aufmerksamkeit verlangen.
Wir trailten 25km am Stück mit 2.000 Tiefenmetern bergab. Der Trail war schier endlos! Zu Beginn breite Schotterwege, dann schmale schwierigere Abschnitte, dann folgte Flow auf Almwiesen mit Spitzkehren und gegen Ende ging es dann leider auf Forstwegen ins Tal runter.
Im Tal herrschte richtiges italienisches Flair. Es waren gefühlt fast nur Apen und kleine Fiats unterwegs. In Agordo haben wir dann verpasst im Supermarkt einzukaufen. Ehe wir es bemerkten, befanden wir uns schon wieder im Anstieg zum Passo Cereda. Vor diesem langen Asphaltstück zurück Richtung Westen hat es mir gegraut. Ich malte mir viel Verkehr und Lärm beim planen der Tour aus, aber das Gegenteil war der Fall. Die Straße war nur sehr wenig befahren und die Landschaft zwischen Palagruppe und Feltriner Dolomiten war sehr sehenswert! Im Anstieg machten wir um 11:30 Uhr eine Rast in einem Albergo und bestellten uns Spaghetti Bolognese. Mit neuer Kraft vergingen die Asphaltkilometer bis zum Passo Cereda 1.369m wie im Fluge. Einige Wolken zogen auf, aber es war weiterhin angenehm warm. Wir überholten eine Gruppe geführter Alpencrosser mit Tagesgepäck, sie keuchten in Schrittgeschwindigkeit den Pass hoch. Ob die nochmal angekommen sind?
Da wir sehr gut in der Zeit lagen, entschieden wir uns kurzfristig zu einer anderen Variante der geplanten Route: Wir fuhren noch weiter hoch zur Malga Fosetta (1.556m). Der Weg hoch zur einsam gelegenen urigen Alm erfolgte über extrem viele Kehren die sich den Berg hochschraubten.
An der Alm machten wir eine kleine Nachmittagsrast und genehmigten uns Joghurt mit Schokolade bzw. Früchten und Apfelschorle. Unser Track war in der folgenden Passage sehr ungenau, da auf das Kartenmaterial hier oben wenig Verlass ist. Den ersten Teil unseres weiteren Weges haben wir mit etwas Glück sehr gut gefunden. Dann kam die Schlüsselstelle die mir beim Planen der Route schon etwas sorgen bereitete. Unterschiedliche Karten haben hier unterschiedliche Wegverläufe eingezeichnet. Und tatsächlich ist der geplante Weg auf der Karte eines renomierten Kartenverlages vor Ort überhaupt nicht vorhanden. Wir irrten etwas umher und fragten an einem einsamen Häuschen ein älteres italienisches Paar nach dem Weg. Wir versuchten es zumindest. Das Problem war, das wir kein Italienisch können und die beiden Italiener nichts anderes als Italienisch sprechen. Nachdem ich den Namen einer Siedlung nannte fing die Frau an uns auf italienisch den Weg zu erklären. Wir verstanden nur Bahnhof und Abfahrt. Dann fing sie an zu gestikulieren und zeigte in die Richtung aus der wir kamen. Auch nicht gerade motivierend. Dann zeigte sie in den Hang über uns und machte seltsame Armbewegungen. Ich war vollständig irritiert und demotiviert. Wir verabschiedeten uns und trotten zurück in die Richtung aus der wir herkamen. Bastian meinte, dass die Frau etwas von Stufen oder Treppen gestikuliert hat. An der letzten Wegabelung von der wir kamen entdeckten wir dann tatsächlich einen schmalen Pfad der in den Hang führte in den die Frau zeigte. Wir schoben den Pfad hoch, der extrem steil den Berg hochführte. Und dann kamen Stufen! Wir mussten richtig sein!
Der steile Pfad spuckte uns an einem Forstweg aus und die restliche Navigation war dann kein Problem mehr, da dieser auf meinen Karten verzeichnet war. Es folgte eine schöne recht einsame Landschaft und nach einem Zwischenanstieg fuhren wir auf einem Trail hinab zum Lago Noana.
Es folgte der steile Aufstieg auf Betonpisten zum Rifugio Boz. Es waren knackige Rampen dabei, aber alles war gut fahrbar und der Höhenzähler am GPS kletterte munter. Die letzten Meter bis zum Rifugio absolvierten wir auf einem Wanderpfad. Zuletzt stiegen wir eine steile Almwiese hinauf, was wahrlich kein Zuckerschlecken war! Erschöpft erreichten wir das urige Rifugio Bruno Boz (1.718m).
In der Gaststube loderte ein warmes Feuer im Kamin und wir entschieden uns deshalb unsere arg riechenden Klamotten zu waschen. Die sehr einfache Berghütte bot sogar für 4€ die Möglichkeit zu duschen. Dazu bediente der Hüttenwirt einen seltsamen Metallapparat und meinte, dass ich jetzt genau 20 Ltr. warmes Wasser zum Duschen hätte. Wieviel sind 20 Ltr. beim duschen? Und was versteht der Hüttenwirt unter „warm“? Die erste Frage kann ich nicht beantworten. Denn das Wasser war derart eisekalt, dass niemand freiwillig auf die Idee käme, davon 20 Ltr. über seinen Körper laufen zu lassen! Da hätten wir auch ein schönes derzeit grasierendes Icebucket-Video drehen können, so kalt wie das war…
Wir hängten unsere nassen Klamotten an den Kamin zum trocknen und nahmen unser Abendmahl auf. Es gab Spaghetti Bolognese (hatten wir heute schon aber das war uns völlig egal!), Polenta mit Käse und Gulasch und einen Kuchen, den der Hüttenwirt uns als Panna Cotta zu verkaufen versuchte, was mir letztendlich auch völlig egal war. In dem alten Gemäuer waren neben uns noch zwei Israelis untergebracht mit denen wir noch interessante Gespräche führten. Einer der Israelis las schließlich noch sein Buch von rechts nach links und von hinten nach vorne. Nach einigen Bier waren wir der Meinung, dass dies eigentlich keinen Sinn machen würde, da man das Ende schon vor dem Anfang kennen würde. 🙂
Abends schauten wir uns noch den sehr imposanten Sternenhimmel an, bevor wir uns schlafen legten.
Hallo, ich plane für dieses Jahr diesen Abschnitt ebenfalls zu fahren und daher habe ich mir die Daten von GPSIES geladen.
Aber ich denke das dies nicht der Track ist den ihr gefahren seid da dieser Abschnitt fehlt.
„Wir fuhren noch weiter hoch zur Malga Fosetta (1.556m). Der Weg hoch zur einsam gelegenen urigen Alm erfolgte über extrem viele Kehren die sich den Berg hochschraubten.
Da mir der Weg zum Rifugio Boz ebenfalls ein wenig Sorgen macht wäre ich für den gefahrenen Track sehr dankbar.
LG Wolfgang
Hallo Wolfgang, Du hast recht. Der Track ist der von der Planung. Wir haben kurzfristig entschieden über die Alm zu fahren. Auch hinter der Alm hatten wir Probleme mit der Wegührung. Die fehlenden Wege (in der Kompasskarte auch nicht kartiert) habe ich nach dem Urlaub auf openstreetmap.org kartiert. Zum Rif. Boz sind wir auch nicht über Malga Neva Seconda. Ich änder das im Laufe der Woche im Track. Zum Finestra würde ich den westlicheren Weg wählen. Unserer war katastrophal. Schien mir so, als würde der östliche Weg nicht mehr gepflegt zu werden.VG Dave
Hallo Wolfgang! Streckenabschnitt ist nun bei gpsies korrigiert. Alles aus dem Gedächtnis raus. Ich hatte nach dem Urlaub einige Wege in osm kartiert, einige Wege sind auch noch von anderen dort kartiert worden. Die Kartensituation dank openstreetmap.org ist dort nun wesentlich besser. Kompasskarten kannst Du in der Ecke vergessen, die stimmen nicht! Mit dem Track auf gpsies solltest Du nun keine Probleme haben. Ab der Fossetta Alm sind wir erstmal über Almgelände bis wir auf einen Forstweg trafen. Im weiteren Verlauf eine etwas heftigere aber zeitlich kurze Schiebepassage habe ich auch als Wegpunkt markiert. Vor dem Rifugio Boz wäre es interessant, ob die Variante über Malga Neva Seconda nicht einfacher wären als die letzten brutalen Meter durch den Kuhmist den wir eingeschlagen haben…