Tag 8 – D10/D11

Tag 8 – D10/D11

Rifugio Alpe della Colma – Campello Monti
25 km,  1.900 HM ↑ | 2.150 HM ↓

Der Abstieg verlief zuerst sehr aussichtsreich vorbei an alten teilweise zerfallenen Alpen und später durch den Wald hinab ins Tal. An einer der Alpen wurden gerade die Ziegen gemolken.

Der Morgen am Rifugio Colma, verlassene Alpen
Der Morgen am Rifugio Colma, verlassene Alpen
Solaralpe
Solaralpe
Hier wurden die Ziegen gemolken
Hier wurden die Ziegen gemolken

Im Talort Molini (470 m) habe ich nochmal Karin und Daniela getroffen. Ich hatte die Wahl ein paar Kilometer mit dem Bus zu fahren und mich dann über den Col d´Egua zum Rifugio Boffalora durchzuschlagen. Dabei hätte ich eine ganze Etappe abgekürzt um schneller nach Süden zu kommen. Da dies aber eine extreme Tour geworden wäre und ich ohnehin den Bus bereits verpasst hatte, entschloss ich mich dem vorgegebenen Wegverlauf der Via Alpina weiter zu folgen.

Bergdorf oberhalb Molini
Bergdorf oberhalb Molini
Bergdorf oberhalb Molini
Bergdorf oberhalb Molini
Kirche in Molini
Kirche in Molini

Ich habe ein ausgiebiges zweites Frühstück genossen und machte mich an den Aufstieg. Zuerst verlief der Weg noch angenehm entlang einem Gebirgsbach, dann ging es bei extrem heißen Temperaturen wieder sehr steil bergauf, ohne Aussichten. Der Anstieg war mal wieder extrem nervtötend! Ab der Alpe Camino (1.400 m) wurde der Weg dann sehr schön. Der Wald lichtete sich und es wurde merklich flacher. Es eröffneten sich schöne Blicke in die umliegenden Berge.

Alpe Camino
Alpe Camino

Die Etappe bot zwischen Molini und Campello Monti nur zwei Biwakmöglichkeiten. Die Wegstrecke war sehr lang und es waren drei Pässe zu überwinden. Karin und Daniela wollten im Tal Lebensmittel zum kochen einkaufen und in einer der beiden Hütten biwakieren. Ich kaufte nichts ein und ließ es drauf ankommen. Die erste Möglichkeit das Rifugio Alpe del Lago (1.550 m) war komplett von Italienern besetzt. Am späten Nachmittag erreichte ich schon ziemlich erschöpft die zweite Biwakmöglichkeit, das Bivacco Pian del Lago (1.750 m). Um die Hütte waren sehr viele Mücken unterwegs und das Biwak war nicht unbedingt so einladend um den ganzen Restnachmittag und Abend mit Müsliriegeln, Schwarzbrot und Zwiback dort zu verbringen. Die Aussicht war wegen des zunehmend diesigen Wetters auch nicht sehr berauschend.

Bivacco Alpe Pian del Lago
Bivacco Alpe Pian del Lago
Esel am Bivacco Alpe Pian del Lago
Esel am Bivacco Alpe Pian del Lago

In Gedanken, dass es nur noch bergab ginge lief ich Richtung Tal. Ich konnte von oben schon den vermeintlichen Etappenort erkennen. Beim Blick aufs GPS habe ich aber erstmal laut geflucht, weil ich falsch gelaufen bin. Statt vom Biwak ins Tal zu laufen, hätte ich bergauf laufen sollen. Also alles wieder hoch 🙁 Zurück beim Biwak habe ich dann festgestellt, dass ich über einen weiteren Pass musste. Ziemlich fertig erreichte ich am frühen Abend den Colle dell´Usciolo (2.037 m). Mir taten die Füße weh und ich wurde zunehmend kraftlos, unkonzentriert und unsicher im Gelände. Jetzt nur nicht umknicken! Mehrmals musste ich mich sammeln und zusammenraufen um nicht über eine der vielen Steine und Wurzeln zu stolpern. Ich kämpfte mich immer weiter durch das Almgelände und wurde beinahe von einer Herde angaloppierender Ziegen über den Haufen gerannt. Beim Abstieg führte der Weg auch noch mitten durch eine große Schafsherde, die von Eseln bewacht wurde.

Ziegenherde im Galopp vom Colle dell´Usciolo
Ziegenherde im Galopp vom Colle dell´Usciolo
Schafsherde unterhalb des Colle dell´Usciolo
Schafsherde unterhalb des Colle dell´Usciolo
Schafsherde unterhalb des Colle dell´Usciolo
Schafsherde unterhalb des Colle dell´Usciolo

Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte ich am Abend mit einer Million Bremsen im Schlepptau total kaputt den Ort Campello Monti (1.305m).

Ich ging in die erste (und einzige) Bar und fragte nach der Unterkunft im Ort. Nach meinen Unterlagen sollte es nur eine „Posto-Tappa“ geben, dass sind einfachste Unterkünfte für GTA-Geher. Die Wirtin fragte mich irgendetwas auf italienisch und ich zeigte Ihr in Zeichensprache, dass ich hier schlafen wollte. Daraufhin zeigte sie mir ein geräumiges Doppelzimmer mit heißer Etagendusche. Der Himmel auf Erden! Sie hatte wohl auch den Schlüssel für das Posto-Tappa, was für mich die Alternative gewesen war. Aber der Preis für meinen kleinen Luxus war sehr niedrig und ich war so froh mich (unbewusst) für das Albergo entschieden zu haben. Abends gab es sehr leckere Pizza aus dem Steinofen in der Bar unter meinem Zimmer und äußerst erfrischende Moretti-0,66L-Flaschenbiere in dem sehr urigen Bergdorf. Im Zimmer konnte ich die Powerbank und die Kameraakkus mit Strom versorgen.

In der Bar lernte ich noch eine Deutsche kennen, die vor drei Jahren die GTA gewandert ist und in diesem gottverlassenen aber sehr schönen Bergdorf einen Italiener kennenlernte. Nun arbeitet sie von Juni-September als Weberin im Dorf. Außerhalb dieses Zeitraumes ist das Dorf eingeschneit und unbewohnt. Der Ort wird nur als Sommerwohnort genutzt.

Ich zahlte lediglich 42,50 € für die Übernachtung incl. sehr leckerer Steinofen-Pizza, nicht unerheblich viel Bier und dem sehr guten Frühstück mit Berggkäse, Ziegenkäse und Schinken aus der Region, sowie je knapp 1 Ltr. Café und heiße Milch. Am Morgen habe ich auch noch einen Blick ins Posto Tappa geworfen, was die Richtigkeit meiner Entscheidung nochmal bekräftigte.